Palliativ Pat. nichts mehr Wert!?!?

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Schw. Draggi
Beiträge: 235
Registriert: Mi 22. Mär 2006, 18:33

Palliativ Pat. nichts mehr Wert!?!?

Beitrag von Schw. Draggi »

Hallo liebe Forum - Besucher,
habe kürzlich in meinem Abenddienst, was erlebt, was ich hier unbedingt mal mitteilen muß, um auch mal andere Meinungen darüber zuhören.

Also, wir haben eine Krebs-Pat., mit Port - Anlage aus dem Krh. übernommen, die zum Sterben nach Hause kommt. Da sie auch eine Stomaanlage hat, haben wir eine Stomatherapeutin mit zugezogen von einer Firma, die sich auch um Parenterale Ernährung kümmern bzw. uns die Nahrung und sämtliches Zubehör liefern.
Laut Krh. soll in die Nahrung ein Vitaminzusatz und Spurenelemente mit hinein. Nun habe ich an dem besagten Abend vor Ort den Hausarzt bei der Pat. getroffen, der mich mit raus auf den Flur nahm, mich zusammen faltete, wie ein Klappstuhl, was uns dann einfallen würde, so teure Zusatzprodukte zu verlangen. Es handelte sich ja schließlich um eine Palliativbehandlung und die Pat. hätte eh nur 3 -4 Wo. zu leben, da würde das nicht nötig tun, es sei denn er könne das Geld dafür von meinem Gehalt abziehen. Und ob wir dann auch noch ein Beatmungsgerät haben wollten, um die Pat. zu beatmen.

Davon war gar keine Rede, er war so ausser sich und aufgebracht.
Wie krank ist unser Gesundheitssystem, sind wir wirklich soweit gekommen, dass diese Menschen 1Amp. Vitamin und 1Amp. Spurenelemente / Tag nicht mehr wert sind.
Ich bin so erschrocken, bin heulend nach Hause gefahren und mußte am nächsten Tag noch von meinem Chef erfahren, dass sich dieser Arzt telefonisch über mich beschwert hat und ich dann zum Personalgespräch mußte. Nur weil ich ihn gefragt habe, warum er das nicht verordnen will.

Das sind dann so Momente, wo ich die Lust an meinem Beruf verliere. :confused:

LG Draggi


allbeitelt flöhlich ohne mullen und knullen. schlönen Tag noch, wünscht Draggi ;) :D :music :p rost
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miron
Beiträge: 95
Registriert: Mi 2. Mär 2005, 22:33

AW: Palliativ Pat. nichts mehr Wert!?!?

Beitrag von miron »

Ich hatte einen Fall erlebt in der Ambulanten Pflege:

Ein Patient hatte Dekubitus am re und li Trochanter und am Gesäß.
Die Sozialstation durfte nur 3x täglich zum lagern und Verbandswechsel zum Patienten.
Einen Morgen war auch der Hausarzt anwesend und faltete uns (die Schwester und mich Schüler) zusammen warum wir soviel Verbandsmaterial benutzen würden, es wäre doch schließlich klar das diese Wunden nicht mehr zu gehen würden und das man ruhig auch mal einen Verband lassen könnte wenn er nur wenig sekret hat.

Ein vernünftiges Gespräch und Anfrage nach Antidekubitusmatratze oder Wundmanagment wurden strikt abgelehnt.

Die Angehörige hat sich [Gott sei Dank] einen weiteren Monat später dazu entschieden den Hausarzt zu wechseln und er bekam die nötige Pflege.

Fazit:
Alle 3 Wunden sind mittlerweile geschlossen und der Patient kann auch wieder in den Rollstuhl.

Wie können Ärzte so etwas sagen, behaupten?
Sie sind doch verpflichtet den Menschen zu helfen oder sehe ich das falsch?


Rofl du hast Lol gesagt

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Spencer
Beiträge: 135
Registriert: Mo 13. Nov 2006, 16:08

AW: Palliativ Pat. nichts mehr Wert!?!?

Beitrag von Spencer »

Hallo Draggi,

das alles hört sich natürlich ganz fürchterlich und schrecklich an. Am Anfang meiner "Berufskarriere" habe ich- für meine Begriffe- alles mögliche getan, um den Pat. so viel Gutes wie möglich angedeihen zu lassen.
Bei einer Pat. hat der HA dann zum Schluß die Sondennahrung erst herab- dann abgesetzt. Ich war total entsetzt und bin bei ihm auf die Barrikaden gegangen. "Man kann die Leute doch nicht verhungern lassen!!!" dachte ich damals.
Mittlerweile bin ich anderer Meinung. Ich möchte vorweg sagen, daß Patienten, die kurz davor sind diese Welt zu verlassen, absolute Priorität bei mir besitzen. Ich bin Tag und Nacht für sie verfügbar.
Und jetzt kommt das große ABER: Ist es nicht so, dass wir, wenn wir ihnen noch Nahrung, Vitamine und dergleichen zuführen, den Tod nur hinauszögern, und sich die Menschen noch sinnlos weiterquälen? Ich weiß, dass der Hunger nur noch eine sekundäre Rolle spielt. Ich bin der Meinung, dass die Pat auf alle Fälle keine Schmerzen (oder zumindest so wenig wie möglich) haben, und dass sie ggf. noch genügend Flüssigkeit bekommen.
Viel wichtiger finde ich, dass wir als Pflegekräfte (neben den Angehörigen) im präfinalem Stadium bei den Pat. sind und signalisieren: "Du bist nicht allein".
Wenn ich den Tod unnötig hinauszögere, oder das Sterben den Leuten erschwere, ist das dann noch ein würdiges Sterben?

Liebe Grüße

Spencer



Schw. Draggi
Beiträge: 235
Registriert: Mi 22. Mär 2006, 18:33

AW: Palliativ Pat. nichts mehr Wert!?!?

Beitrag von Schw. Draggi »

@Spencer,
absolut korrekt was Du schreibst. Nur unsere Pat. ist noch nicht im präfinalen Zustand und hat doch bis dahin noch das Recht dementsprechend behandelt zu werden, oder sehe ich das auch Falsch? Sie ist 62 Jahre, hat zwar einen geschwächten AZ und muß sich manchmal übergeben, aber läuft mit Infusion noch in ihrer Wohnung rum und ist auch nicht verwirrt. Hinzu kommt auch noch das sie eine ehemalige Krankenschwester ist.

LG


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Spencer
Beiträge: 135
Registriert: Mo 13. Nov 2006, 16:08

AW: Palliativ Pat. nichts mehr Wert!?!?

Beitrag von Spencer »

Hallo Draggi,

gut. Wenn Deine Pat. noch nicht im präfinalem Zustand ist, hat sie NATÜRLICH das Recht entsprechend behandelt zu werden. Ich hatte abgenommen, sie würde im Bett vor sich "hinsiechen". Manchmal weiß ich auch nicht, was in den Köpfen der Herren und Damen "Halbgötter" in Weiß vorgeht.
Ich als Pflegerin versuche den Menschen den letzten Weg so angenehm und würdig wie nur möglich zu gestalten.
Leider müssen wir im ambulanten Dienst uns immer gut mit den Ärzten stellen, was mir manchmal ziemlich schwer fällt. Unsere Ärzte hier sind sooo empfindlich und fühlen sich schnell auf den Schlips getreten. Dabei haben die teilweise gar keine Ahnung, was eigentlich wirklich abgeht.

Liebe Grüße

Spencer



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SendMeAnAngel
Beiträge: 5
Registriert: Sa 2. Dez 2006, 22:44

AW: Palliativ Pat. nichts mehr Wert!?!?

Beitrag von SendMeAnAngel »

[quote=""Schw. Draggi""]Hallo liebe Forum - Besucher,
habe kürzlich in meinem Abenddienst, was erlebt, was ich hier unbedingt mal mitteilen muß, um auch mal andere Meinungen darüber zuhören.

Also, wir haben eine Krebs-Pat., mit Port - Anlage aus dem Krh. übernommen, die zum Sterben nach Hause kommt. Da sie auch eine Stomaanlage hat, haben wir eine Stomatherapeutin mit zugezogen von einer Firma, die sich auch um Parenterale Ernährung kümmern bzw. uns die Nahrung und sämtliches Zubehör liefern.
Laut Krh. soll in die Nahrung ein Vitaminzusatz und Spurenelemente mit hinein. Nun habe ich an dem besagten Abend vor Ort den Hausarzt bei der Pat. getroffen, der mich mit raus auf den Flur nahm, mich zusammen faltete, wie ein Klappstuhl, was uns dann einfallen würde, so teure Zusatzprodukte zu verlangen. Es handelte sich ja schließlich um eine Palliativbehandlung und die Pat. hätte eh nur 3 -4 Wo. zu leben, da würde das nicht nötig tun, es sei denn er könne das Geld dafür von meinem Gehalt abziehen. Und ob wir dann auch noch ein Beatmungsgerät haben wollten, um die Pat. zu beatmen.

Davon war gar keine Rede, er war so ausser sich und aufgebracht.
Wie krank ist unser Gesundheitssystem, sind wir wirklich soweit gekommen, dass diese Menschen 1Amp. Vitamin und 1Amp. Spurenelemente / Tag nicht mehr wert sind.
Ich bin so erschrocken, bin heulend nach Hause gefahren und mußte am nächsten Tag noch von meinem Chef erfahren, dass sich dieser Arzt telefonisch über mich beschwert hat und ich dann zum Personalgespräch mußte. Nur weil ich ihn gefragt habe, warum er das nicht verordnen will.

Das sind dann so Momente, wo ich die Lust an meinem Beruf verliere. :confused:

LG Draggi[/quote]



Lass dich unterkriegen... ich glaube, dass jeder solche Momente im Leben hat...

Zu deinem Erlebenis.. oft wissen die "Ärzte" gar nicht, wie wichtig eine ressourcenorientierte .. respektvolle.. und eine würdige Pflege aussieht.. (find ich schade :( ) man kann aber an Hand der Angehörigen auch viel erreichen...



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DollscheVita
Beiträge: 1018
Registriert: Fr 11. Nov 2005, 16:34

AW: Palliativ Pat. nichts mehr Wert!?!?

Beitrag von DollscheVita »

Hallo Draggi,
bei dem Personalgespräch stand dein Chef hoffentlich zu dir. Hat er sich deine Argumente angehört und anschließend ein Gespräch mit dem Arzt geführt.
Oder vertritt dein Chef die gleiche Meinung wie der Arzt.
Jedoch schreibst du:
Patientin kam nach Hause zum "Sterben"......

LG -DollscheVita-



Schw. Draggi
Beiträge: 235
Registriert: Mi 22. Mär 2006, 18:33

AW: Palliativ Pat. nichts mehr Wert!?!?

Beitrag von Schw. Draggi »

[quote=""DollscheVita""]Hallo Draggi,
bei dem Personalgespräch stand dein Chef hoffentlich zu dir. Hat er sich deine Argumente angehört und anschließend ein Gespräch mit dem Arzt geführt.
Oder vertritt dein Chef die gleiche Meinung wie der Arzt.
Jedoch schreibst du:
Patientin kam nach Hause zum "Sterben"......

LG -DollscheVita-[/quote]

Also, daß war so. Mein Chef stand bedingt hinter mir. Der Arzt habe gesagt, ich hätte mich im Ton vergriffen. Obwohl ich das gar nicht so empfand. Kann natürlich sein, will ich auch nicht abstreiten. Chef sagte mir, er hätte sich für mich entschuldigt. Er wollte dann aber auch nochmal mit dem Arzt reden. Was jetzt ist weis ich nicht, da ich Urlaub habe(jeh, jeh).

Ja die Pat. läuft zwar noch rum, aber nichts desto trotz ist der Krebs soweit fortgeschritten, daß es wohl nicht mehr lange dauert.
LG Draggi


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DollscheVita
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AW: Palliativ Pat. nichts mehr Wert!?!?

Beitrag von DollscheVita »

Danke für die Erklärung.
Schönen Urlaub.
Gruß -DollscheVita-



Schw. Draggi
Beiträge: 235
Registriert: Mi 22. Mär 2006, 18:33

AW: Palliativ Pat. nichts mehr Wert!?!?

Beitrag von Schw. Draggi »

[quote=""DollscheVita""]Danke für die Erklärung.
Schönen Urlaub.
Gruß -DollscheVita-[/quote]






DANKE, habe ich!!! Faulenzen.


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sweety
Beiträge: 83
Registriert: Do 5. Aug 2004, 10:56

AW: Palliativ Pat. nichts mehr Wert!?!?

Beitrag von sweety »

[quote=""Spencer""]Hallo Draggi,

das alles hört sich natürlich ganz fürchterlich und schrecklich an. Am Anfang meiner "Berufskarriere" habe ich- für meine Begriffe- alles mögliche getan, um den Pat. so viel Gutes wie möglich angedeihen zu lassen.
Bei einer Pat. hat der HA dann zum Schluß die Sondennahrung erst herab- dann abgesetzt. Ich war total entsetzt und bin bei ihm auf die Barrikaden gegangen. "Man kann die Leute doch nicht verhungern lassen!!!" dachte ich damals.
Mittlerweile bin ich anderer Meinung. Ich möchte vorweg sagen, daß Patienten, die kurz davor sind diese Welt zu verlassen, absolute Priorität bei mir besitzen. Ich bin Tag und Nacht für sie verfügbar.
Und jetzt kommt das große ABER: Ist es nicht so, dass wir, wenn wir ihnen noch Nahrung, Vitamine und dergleichen zuführen, den Tod nur hinauszögern, und sich die Menschen noch sinnlos weiterquälen? Ich weiß, dass der Hunger nur noch eine sekundäre Rolle spielt. Ich bin der Meinung, dass die Pat auf alle Fälle keine Schmerzen (oder zumindest so wenig wie möglich) haben, und dass sie ggf. noch genügend Flüssigkeit bekommen.
Viel wichtiger finde ich, dass wir als Pflegekräfte (neben den Angehörigen) im präfinalem Stadium bei den Pat. sind und signalisieren: "Du bist nicht allein".
Wenn ich den Tod unnötig hinauszögere, oder das Sterben den Leuten erschwere, ist das dann noch ein würdiges Sterben?

Liebe Grüße

Spencer[/quote]

Moin,

kurze Frage wer gibt uns denn das recht über den Tod zu entscheiden? Gleich mal vorneweg, ich bin für passive Sterbehilfe, aber der Mensch selber müsste doch eigentlich entscheiden dürfen ob er sterben will oder nicht. Setzt der Arzt die Nahrung ab ist es für mich Sterbehilfe (denn ohne Nahrung, das weiss jeder stirbt ein Mensch)

War dein Patient bei klarem Verstand und hat mitgeteilt er will keine Nahrung mehr oder hatte er sogar ne Patientenverfügung? Dann find ich das in Ordnung.
Leider hat sich das für mich so angehört als fändest du ihr Leben unwürdig und deshalb findest du er solle doch lieber sterben und das is meiner Meinung nach nicht richtig.....



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