Mutter "verleugnet" gesundheitliche Probleme

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leeza
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Mutter "verleugnet" gesundheitliche Probleme

Beitrag von leeza »

Hallo zusammen! 

Meine Mutter hat seit einigen Monaten psychische Probleme (hat teilweise Wahnvorstellungen von schweren Krankheiten und Todesfälle bei Bekannten etc, fühlt sich beobachtet und hat eine falsche Vorstellung von der eigenen Gesundheit). Aufgrund dieser Probleme ist es nahezu unmöglich sie von Arztbesuchen oder der Einnahme von Tabletten zu überzeugen, da sie selbst ihr Problem nicht erkennt.
Da sie aber einen sehr hohen Blutdruck hat, wäre gerade die Einnahme von Tabletten sehr wichtig. Leider ist sie aber selbst davon überzeugt, keinen Bluthochdruck zu haben. Messgeräte sind dann defekt oder Ärzte, bei denen sie nie war, "sagen" ihr, dass alles okay wäre. 
Ich habe überlegt, ob psychische Probleme und das damit verbundene Verleugnen einer Krankheit schon ein Grund für einen Pflegegrad wären? Falls ja, wäre es dann möglich die tägliche Tablettengabe über einen Pflegedienst zu regeln?
Und falls nicht, gibt es sonst Möglichkeiten in solch einer Situation? Vielleicht auch Hilfe/Unterstützung bei Arztbesuchen etc.?
Ich habe große Bedenken, was der unbehandelte Bluthochdruck für Folgen haben könnte bzw dass auch ihre jetzigen psychischen Probleme damit zu tun haben könnten.

Vielen Dank für eure Antworten im voraus.



Benutzer 10209 gelöscht

Re: Mutter "verleugnet" gesundheitliche Probleme

Beitrag von Benutzer 10209 gelöscht »

Moin leeza !

Einen ambulanten Pflegedienst zum Tablettengeben kannst Du auch ohne Pflegegrad bekommen :
Der Hausarzt soll eine "Verordnung häuslicher Krankenpflege" ausstellen und darauf "mangelnde Compleance" vermerken.
(Und einen aktuellen Medi-Plan ausdrucken)
Ja. Psychische Probleme können durchaus einen Pflegegrad begründen.
Wenn ein Pflegegrad erteilt wurde, kannst Du auch die Begleitung bei Arztbesuchen ( §45B SGB II ) bekommen.

L.G. Frieda :wave



resigniert
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Re: Mutter "verleugnet" gesundheitliche Probleme

Beitrag von resigniert »

Steht deine Mutter unter Betreuung?
Wenn nein - kann deine Mutter tun und lassen was sie will (na ja fast) - zumindest darf sie jegliche Medieinnahme verweigern und auch Arztbesuche
Wenn ja - wer hat die Betreuung
Wenn nein - wer will sie übernehmen? Der kann dann einen Antrag bei Gericht stellen



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doedl
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Re: Mutter "verleugnet" gesundheitliche Probleme

Beitrag von doedl »

Hallo Leeza,

wichtig wäre erst mal, der Ursache für diese psychischen Probleme auf den Grund zu gehen.

War sie vorher im Krankenhaus; hatte sie einen schweren Infekt und musste Antibiotika nehmen; gab es eine Medikamentenumstellung?

Wie alt ist die Dame überhaupt?

Das Problem ist nicht gelöst, wenn sie ihre Blutdruckmedikamente nimmt-

Gruß Doedl


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leeza
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Re: Mutter "verleugnet" gesundheitliche Probleme

Beitrag von leeza »

Hallo!

Meine Mutter ist 69. Die Wahnvorstellungen fingen ganz plötzlich an. Sie war weder im Krankenhaus noch hatte sie einen Unfall oder dergleichen. Das Einzige war eine Erkältung kurz vorher. Medikamente hat sie zu dem Zeitpunkt keine genommen.
Da sie sehr lange nicht beim Arzt war, wurde dort dann (erst?) der Bluthochdruck festgestellt. Dieser bewegte sich fast immer im sehr hohen Bereich.
Sie hatte noch ein Kopf-MRT und war beim Neurologen. Letzterer konnte anhand der Ergebnisse nichts feststellen, was die Wahnvorstellungen begründet. Er hat ein Neuroleptikum verschrieben, was sie aber nicht nehmen wollte. Wir konnten ihr ja aber auch nicht erklären, wofür dies gut ist. Für sie sind ja alle Toten leider Realität.
Weiterhin waren wir noch beim sozialpsychiatrischen Dienst bzw dieser auch bei uns. Allerdings hat dies außer ein paar wenigen Informationen leider nicht viel gebracht.
Es ist zum Glück nicht schlechter geworden in den letzten Monaten, sondern hat sich etwas gebessert. Aber es ist lange nicht so wie vorher. Eine Betreuung hat sie (noch) nicht, wir wollten wir dies noch nicht beantragen.

Danke für den Hinweis mit der Verordnung. Das hört sich zumindest nach einer guten Möglichkeit an.

Wenn noch jemand Tipps hat, wäre ich sehr dankbar.



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doedl
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Re: Mutter "verleugnet" gesundheitliche Probleme

Beitrag von doedl »

Hm- meine Mutter (zum Zeitpunkt des Geschehens viel älter als Deine) bekam nach einer schweren Erkältung ein ähnliches Problem.

Ich habe damals eine Pflegestufe beantragt, die Sozialstation mit der Medikamentenabgabe beauftragt und deren Betreuungsdienst eingeschaltet. Problematisch, wenn jemand mit Wahnvorstellungen den ganzen Tag alleine ist und kaum in die Realität zurück geholt wird. Darum der Betreuungsdienst. Meine Mutter hatte ein volles Wochenprogramm:

Gruppenbetreuung, Einzelbetreuung täglich und wie gesagt der Pflegedienst. Natürlich wollte sie das alles erst mal nicht; nach kurzer Zeit war sie aber sehr zufrieden, nicht mehr alleine zu sein. Die Wahnvorstellungen legten sich sehr schnell.

Ob das für Deine Mutter ein geeigneter Weg ist, kann ich aus der Ferne nicht beurteilen.

Gruß


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leeza
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Re: Mutter "verleugnet" gesundheitliche Probleme

Beitrag von leeza »

Wir hatten uns auch schon über Pflegegrade beim Gesundheitsamt beraten lassen, allerdings wurde uns gesagt, dass uns das zum jetzigen Zeitpunkt nichts bringen würde...Oder seht Ihr das anders? Bei meiner Mutter fällt es fremden Menschen nicht sofort oder zwingend auf, weil die Wahnvorstellungen, die sie hat, auch real sein könnten. Und diese würde sie einem Fremden zudem nicht so ohne weiteres mitteilen, was eine Einstufung wohl schwierig bis unmöglich machen dürfte. Aber sollte sich die Situation wieder verschlimmern und somit auch für Fremde deutlich(er) sein, hört sich das auch nach einer guten Möglichkeit an.

Uns wurde ja auch schon gesagt, dass meiner Mutter vielleicht auch soziale Kontakte helfen könnten. Diese hat sie ja mit den Jahren nach und nach schleifen lassen bzw. abgebrochen, was eine "Reaktivierung" jetzt nicht wirklich möglich macht. Gibt es vielleicht seitens der Kirche oder andere Organisationen, die in solchen Situationen Menschen zuhause helfen? Oder eben bei Arztbesuchen unterstützen könnten? Hat damit vielleicht jemand Erfahrungen gemacht?



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doedl
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Re: Mutter "verleugnet" gesundheitliche Probleme

Beitrag von doedl »

Naja, diese Aussage des Gesundheitsamts ist zumindest befremdlich.

Was heißt zum jetzigen Zeitpunkt?? Wie lange soll sich Deine Mutter noch in ihre Wahnvorstellungen vergraben?

Es gibt auch die sozialpsychiatrischen Dienste- vielleicht wäre das ein Weg.

Zu Deiner Frage- fast überall gibt es sogenannte Freiwilligendienste; oft bei Nachbarschaftshilfen der Kirchen oder der Städte angesiedelt. Frage mal bei Deinem Pflegestützpunkt nach, wo bei Dir solche Dienste sind.

Schwierig ist halt, dass Deine Mutter alles ablehnt; das macht es für psychiatrisch ungeschulte Helfer schon sehr schwer.

Gruß Doedl


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*Angie*
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Re: Mutter "verleugnet" gesundheitliche Probleme

Beitrag von *Angie* »

Man kann sich für 4 Monate einen APP (ambulanten psychiatrischen Pflegedienst) verschreiben lassen - zumindest hier bei uns ist das möglich.

Ist sie komplett psychiatrisch durchgecheckt?


» Wer glaubt, ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich. Man wird ja auch kein Auto, wenn man in einer Garage steht. « (Albert Schweitzer)

leeza
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Re: Mutter "verleugnet" gesundheitliche Probleme

Beitrag von leeza »

Hallo Angie,

habe Deine Nachricht leider jetzt erst gesehen. Das mit dem APP hört sich schon mal gut an.
Wir konnten meine Mutter ja leider nur zu wenigen Untersuchungen bringen, da sie sich selbst gesund fühlt und deshalb nicht zum Arzt und dergleichen möchte. Sprich körperliche Ursachen wurden soweit untersucht, psychisches nicht.
Uns bleiben einfach nur Hilfen, die man zuhause in Anspruch nehmen könnte, in der Hoffnung, dass sie es dann auch annimmt.
Zum Glück hat sich ihr "Zustand" gebessert, aber da wir nicht wissen, was der Auslöser war und jetzt wissen, dass es schwer ist, Hilfe zu bekommen, bleibt einfach ein sehr ungutes Gefühl.



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