Hallo wuselchen,
"das weiss ich nicht mehr".
das ist die häufigste Schutzbehauptung die du von Dementen hörst.
Da musst du die fragen: "Was kann ich tun damit sie es wieder wissen".
kleine Episode
Praktische Prüfung: Tagesablauf unter Thema mit Dementen.
Als ich angerufen habe und fragte wie es gelaufen ist habe ich zur Antwort gekriegt: "Ich hätte sie erwürgen können."
Thema war Sankt Martin. Von der Laterne über Lieder, Geschichten und Plätzchen in Form von Martinsgänse backen war alles geplant.
Was kam?
"das weiss ich nicht mehr", "da kann ich mich nicht mehr dran erinnern", "Sankt Martin kenn ich nicht", "haben wir nie gefeiert".
"Waren sie denn nicht mit ihren Kindern auf dem Sankt Martinszug?"
Einstimmiges "nöö".
Das Plätzen ging dann noch so leidlich.
Dem armen Prüfling blieb nur die Erklärung "tut mir leid aber ein Tagesablauf und dann noch unter einem bestimmten Thema kann man nicht mit Dementen planen".
Prüfung gelaufen.
Kaffeezeit:
"Dann wollen wir mal unsere Martinsgänse essen". Das Kaffeetrinken nahm kein Ende weil ja alle soviel zum Thema Sankt Martin zu erzählen hatten.
Warum ist die Prüfung in die Hose gegangen, warum kam die Erinnerung erst beim Kaffee?
- was meint ihr?
alles ziemlich starke Charaktere und es kommt täglich zu Streitigkeiten zwischen den Bewohnern.
den Starken vorsichtig aber deutlich klar machen das sie die Schwachen von morgen sind. Mach dir ihre Stärke zu Nutzen in dem du sie bewunderst und anhältst/ aufforderst den Schwachen zu helfen.
Ich versuche grad ein wenig von den einzelnen rauszufinden,
das Wichtigste im Umgang mit Dementen ist die Biographiearbeit.
Bei der Aufnahme der Personalien ist für uns die Frage zur Biographie selbstverständlich. Sie selber werden dir wenig sagen können.
Selbst was von den Angehörigen auf die Frage kommt ist oft recht dürftig.
Aber immerhin ein Anfang.
Da unsere Leute ja außerhalb der Tagespflege überwiegen von Angehörige gepflegt werden veranstalten wir Angehörigentreffen.
Sinn ist das die gestressten Angehörigen sich mal "auskotzen" können, Erfahrungen austauschen und von uns Rat bekommen.
Neben der zusätzlichen Arbeit die das für uns bedeutet, haben wir nebenbei aber eine super Biographie. Auch die Angehörigen erzählen bei den Teffs von der Vergangenheit.
Ich kann jetzt schwer umdenken auf ein Heim, da hast du ja nur nörgelde Angehörige.
Spontan fällt mir da ein:
Die meisten haben ein schlechtes Gewissen. Angehörigentreff unter dem Thema, warum hab ich meine Mutter, mein Vater ins Heim gegeben?, wie kann ich dem Personal helfen um das optimale für Mutter/Vater zu tun. Wie ermöglichen wir gemeinsam ein Altern in Würde?
Damit kannst du dann auch die echt besorgten von den scheinheiligen Angehörigen trennen.
Auch das Problem ist das neben ihr eine Bewohnerin sitzt die ihr alles in den Mund legt,
Du mußt dieser Bewohnerin klipp und klar sagen ich habe sie nicht gefragt. Ich finde es super toll wenn sie ihr helfen, aber entscheiden lassen müssen sie sie selber. Wenn das nicht klappt muss ich sie leider auseinander setzen.
Sie meint das nicht böse. Wenn du verschiedene Stadien der Demenz zusammen hast vergleichen sie sich untereinander. Dadurch das sie den Schwächeren bevormunden beweisen sie sich das sie noch weit weg davon sind.
sie sitzen an dem falschen Platz.
das die Platzortnung bei Dementen sehr, sehr wichtig ist hab ich auch erst in der Tagespflege gelernt.
In dem Haus wo ich meine Ausbildung gemacht habe konnten sich viele noch an ihr Leben erinnern....
Demenz heiß das immer mehr verloren geht. Sie können dir keine Fragen mehr beantworten. Wie der Weihnachtsbaum geschmückt wird können sie dir nicht sagen. Du mußt den Baum aufstellen und den Schmuck da neben legen. Das Auge sieht den Baum und den Schmuck, dann kommt die Erinnerung. Nicht fragen wie, sonder lass sie ihn schmücken.
Deine Aufgabe ist es Wege zu finden um die Erinnerung wachzurufen.
Schwerst Fälle der Demenz sind für mich wenn sie beim essen kauen ohne was im Mund zuhaben, wenn sie vergessen zu schlucken.
Ich hoffe das Lost Hope es nicht nur mit solchen Fällen zutun hat.
Wir haben auch eine die sitzt in ihrem Sessel und ist in ihrer Welt. Unsere Aufgabe ist es an sie heran zu kommen. So schwer ist das gar nicht, man muss nur lernen auf ihre Mimik einzugehen und eine gute Biographie haben.
Dein Ziel muss sein sie einmal am Tag zum lachen bringen. Das Glücksgefühl das man beim lachen hat empfindet sie auch.
Die Arbeit mit Demente ist anstrengend und fordernt, aber wenn ich nach dem Dienst feststelle was ich an verborenen Fähigkeiten entdeckt und gefördert habe macht es mich glücklich.
ferdi