Kassen versagen Sterbenden Aufenthalt in Hospiz

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fmh
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Kassen versagen Sterbenden Aufenthalt in Hospiz

Beitrag von fmh »

Hallo,

gestern kam im ARD in der Sendung "Fakt" ein recht interessanter Bericht zum Thema "Kostenübernahme für den Aufenthalt im Hospiz".

Hier mal eine kurze Beschreibung zum Beitrag:
In einem Hospiz werden Schwerstkranke und Sterbende in den letzten Tagen oder Wochen ihres Lebens begleitet. Doch in vielen Fällen lehnt der Medizinische Dienst der Krankenversicherung die Übernahme der Kosten ab. In Hamburg und Schleswig-Holstein wo der MDK Nord zuständig ist, liegt die Zahl der Ablehnungen bis zu 20 mal höher als in anderen Bundesländern.
Quelle (enthält auch weiterführende Informationen)

Und HIER kann man sich den entsprechenden Ausschnitt aus der Sendung noch ansehen.

Gruß
fmh


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schwarzer sonnenstrahl
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AW: Kassen versagen Sterbenden Aufenthalt in Hospiz

Beitrag von schwarzer sonnenstrahl »

glaube keiner statistik die du nicht selbst gefälscht hast.


ich schreibe hier alles in kleinschrift, weil man beim sprechen auch nicht großspricht!

Analir
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AW: Kassen versagen Sterbenden Aufenthalt in Hospiz

Beitrag von Analir »

Hallo,

ist es nicht in erster Linie schonmal traurig, dass wir viel, viel zu wenig Hospizplätze haben? DAS ist für mich schlimm... gerade in Norddeutschland werden auch wegen mangelnder Plätze viele Anträge abgelehnt.

Beispiel ganz aktuell.... Potsdam kämpft seit vielen Jahren um ein Hospiz. Jetzt endlich wird eins gebaut - mit 8 Plätzen. 8 Plätze ihr Lieben in einer Großstadt wie Potsdam. Das finde ich traurig für ein Land wie unseres!

:confused:



Benutzer 1685 gelöscht

AW: Kassen versagen Sterbenden Aufenthalt in Hospiz

Beitrag von Benutzer 1685 gelöscht »

Hallo,

viel schlimmer finde ich, dass ein so grosser Unterschied zwischen palliativ Pflege und Altenpflege gemacht wird. Sind dementiell Erkrankte palliativ Patienten zweiter Klasse. Haben nicht auch sie einen würdevollen Tod verdient? Eine Begleitung, in der wir uns Zeit nehmen können.

Ich finde hier muss dringend etwas passieren.



@fmh: Habe den Bericht auch gesehen und fand ihn sehr schockierend.

sophie



BeBe
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AW: Kassen versagen Sterbenden Aufenthalt in Hospiz

Beitrag von BeBe »

Hallo Sophie, zwar ist Dein Beitrag schon ein paar Monate her, aber ich möchte da trotzdem noch antworten.

Da Du selbst wohl den Palliative Care Kurs gemacht hast, müsstest Du den Unterschied kennen zwischen spezieller Palliativpflege und allgemeiner Altenpflege. Dass die gesetzlichen Vorgaben in den einzelnen Bundesländern unterschiedlich sind, ist nicht darin begründet.

Verschiedene Institutionen (Deutscher Hospiz- und Palliativverband, die DGP, etc.) setzen sich schon länger dafür ein, dass nicht nur Tumorkranke eine Palliativversorgung erhalten, sondern alle, die sie benötigen. Das aber kostet Zeit und vor allem Geld. Da muss sich die Gesellschaft auch mal entscheiden: Möchten wir eine teure High-Tech-Medizin, die Einzelnen hilft, oder eine gute Grundversorgung für alle?

Ich erlebe oft, dass der Einzelne alles in Anspruch nimmt, was irgendwie Erfolg verspricht, auch wenn Wirksamkeit und Langzeitfolgen noch gar nicht ausreichend untersucht sind. Die, die ihre Ansprüche nicht mehr durchsetzen können, müssen sich mit den "Resten" begnügen.
In einer Solidargemeinschaft müsste es umgekehrt sein.

In dem Hospiz, in dem ich arbeite, nehmen wir auch dementiell Erkrankte auf, wenn die Voraussetzungen für Hospizpflege gegeben sind.
Zuletzt geändert von BeBe am Fr 9. Dez 2011, 12:29, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Absatz fehlte



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Mendax
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AW: Kassen versagen Sterbenden Aufenthalt in Hospiz

Beitrag von Mendax »

Hallo Sophie,

nochmal zum Unterschied allgemeiner und spezialierter Palliativversorgung.

Allgemeine Palliativversorgung
sollte wenn wir ehrlich sind jede Pflegeeinrichtung können und hat für alle Sterbenden in der Pflege eine Relevanz

spezialisierte Palliativversorgung
- ist für Menschen mit einer irreversiblen Erkrankung, bei denen sich ein komplexes Symptomgeschehen zeigt.
  • Ein Patient befindet sich nicht in einer kurativen Behandlung
  • ausgeprägte Schmerzsymptomatik
  • ausgeprägte neurologische / psychiatrische / psychische Symptomatik
  • ausgeprägte respiratorische / kardiale Symptomatik
  • ausgeprägte gastrointestinale Symptomatik
  • ausgeprägte ulzerierende / exulzerierende Wunden oder Tumore
  • ausgeprägte urogenitale Symptomatik
Erfüllt z.B. ein Patient mit einem Tumorleiden, nicht einer dieser Punkte, stirbt aber, ist dieser jemand für die Allgemeine Palliativversorgung und nicht für die spezialisierte.


Gruß,
Mendax



Benutzer 1685 gelöscht

AW: Kassen versagen Sterbenden Aufenthalt in Hospiz

Beitrag von Benutzer 1685 gelöscht »

Hallo Mendax und BeBe,

selbstverständlich kenne ich den Unterschied. Ich stelle dieses System allerdings in Frage. Das ist, wie ich glaube, doch in meinem Beitrag deutlich geworden.


Sophie



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johannes
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AW: Kassen versagen Sterbenden Aufenthalt in Hospiz

Beitrag von johannes »

Irgendwie ist die Überschrift m. E. irreführend. Wenn die Kassen die Kosten für einen Hospizaufenthalt nicht übernehmen, hat das ja wohl nichts damit zu tun, daß sie einen solchen Aufenthalt versagen.


Ein Mensch existiert nicht - er lebt!
Keiner ist so blind wie der, der nicht sehen will.
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Einer sucht für ein Problem eine Lösung - ein Anderer sucht für eine Lösung ein Problem

Benutzer 1685 gelöscht

AW: Kassen versagen Sterbenden Aufenthalt in Hospiz

Beitrag von Benutzer 1685 gelöscht »

Hallo Johannes,

na ja, wer kann denn schon die Kosten für einen Hospizplatz selbst tragen`?

Der Aufenthalt für einen Hospizplatz wird immer für einen Zeitraum bewilligt. Ist dieser Zeitraum um, muss ein neuer Antrag gestellt werden. Dieser kann auch abgelehnt werden.

Sophie



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johannes
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AW: Kassen versagen Sterbenden Aufenthalt in Hospiz

Beitrag von johannes »

Ich möchte einmal auf folgenden Satz Bezug nehmen
ist es nicht in erster Linie schonmal traurig, dass wir viel, viel zu wenig Hospizplätze haben?
Müssen wir nicht schon viel weiter zurück gehen, wenn wir von Traurigkeit sprechen?

Ist es nicht traurig, daß es kaum noch Familien gibt, in denen gelebt wird?
Ist es nicht traurig, daß selbst die Menschen keine Zeit mehr füreinander haben, unter denen es verwandtschaftliche Bindungen gibt?
Ist es nicht traurig, daß Mensch - sein wie ein Industrieprodukt behandelt wird?

- Das Werden eines Menschen geschieht immer seltener in der Geborgenheit einer Familie - viele kennen nur ihre Mutter, weil der Vater sich vor der Verantwortung drückt, weil die Mutter keinen Vater zulassen will und viele andere Gründe

- der nächste Schritt ist die Krippe - in der "Fremde" die ersten Jahre dieses Menschen begleiten - nicht die Familie

- es folgt der Kindergarten - erneut fremde Menschen, sowohl als "Erzieher" wie auch als "Geschwister", aber nicht die Familie

- schließlich geht es in die Schule - der nächste Wechsel, am Besten in die Ganztagesschule, damit die berufliche Laufbahn nicht unterbrochen wird

Der Mensch wird erwachsen und die Eltern haben fast nichts davon mitbekommen. Der heranreifende Mensch hat nie erfahren, was Geborgenheit, Sicherheit, zu Hause ist. Und doch ist er auf der Suche, er weiß nicht wo er anfangen soll, weil er nach etwas ihm Unbekanntem sucht. In der Ellenbogengesellschaft ist er nur ein kleines Rädchen, das sich mitdrehen muß, will es nicht untergehen.

Wenn dieser Mensch alt wird, tritt mit aller Macht die Einsamkeit zutage. Ich brauche Hilfe - doch es ist niemand da. Ja, nicht alles kann man für Geld kaufen. Das wird dann deutlich. Doch es fragt kaum einer, wie es dazu kommen konnte. Nein!

Jetzt sollen wieder Fremde für einen angenehmen Lebensabend sorgen, schließlich hat man ja in eine "Sozialkasse" eingezahlt. Am Ende soll die Gesellschaft, die doch jedem fremd ist, für ein "menschenwürdiges" Sterben sorgen. Der Kreis schließt sich.

Erst beraubt sich der Mensch dessen, was Leben ausmacht und fordert es ein, wenn es zu spät ist. Wir wollten Wohlstand für alle - wir bekamen Einsamkeit und Unverständnis, Hilflosigkeit und Hoffnungslosigkeit.

Wenn überhaupt, hilft nur ein Umdenken. Nicht das Streben nach Schönheit, Macht und Wohlstand macht Leben aus, sondern Bescheidenheit, Hinwendung zum anderen, Geborgenheit und ein Zuhause.

Es mag traurig sein, daß es so wenig Hospizplätze gibt. Es gibt aber etwas, das ist um ein Vielfaches trauriger! Der Mensch hat sein Zuhause verloren, ein Vaterhaus. Vielleicht besinnen wir uns gerade jetzt in der Adventszeit darauf, daß da jemand ist, der nur darauf wartet, daß wir wieder in die Geborgenheit eines Vaterhauses zurück kehren.

Das meint Johannes


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BeBe
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AW: Kassen versagen Sterbenden Aufenthalt in Hospiz

Beitrag von BeBe »

Hallo Johannes, sag's doch kürzer: Mutti soll zu Hause bleiben, dann wird alles gut.

Du beschwörst da eine Vergangenheit, die so idyllisch nun auch wieder nicht war. Abgesehen davon, dass Schwerkranke früher (bis vor ca. 60 Jahren) schnell starben, so dass Pflegezeiten nur sehr kurz waren, sterben Menschen nicht mehr nur zu Hause, seitdem es Krankenhäuser u.ä. gibt (also schon ein paar Jahrhunderte). Kaputte Familien gab es auch schon immer, Väter, die sich aus dem Staub machten, Kinder, die auswanderten und Familien, in denen Gewalt oder Gleichgültigkeit vorherrschte. Das hat auch noch nicht einmal mit Wohlstand zu tun, denn genau dieselben Situationen gibt es auch dort, wo Armut herrscht. Oft können es nur "Fremde" sein, die dann helfend eingreifen, auch weil sie eine gesunde Distanz zur Situation haben. Wir sollten froh sein, solche Hilfestrukturen entwickelt zu haben. Die Sozialkassen entstanden aus der Einsicht heraus, dass Familie allein nicht alles "wuppen" kann.

Hier im Forum sind die meisten längst dabei, sich dem anderen hinzuwenden und zu versuchen, weitgehend etwas wie Geborgenheit zu vermitteln. Etwas anderes als Bescheidenheit bleibt den meisten bei den geringen Gehältern auch nicht übrig, das muss nicht hier gepredigt werden.



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johannes
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AW: Kassen versagen Sterbenden Aufenthalt in Hospiz

Beitrag von johannes »

Richtig, BeBe, Du triffst es auf den Punkt
zu versuchen, weitgehend etwas wie Geborgenheit zu vermitteln
es kann und wird nur ein Versuch bleiben, alles andere wäre Utopie.


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Benutzer 1685 gelöscht

AW: Kassen versagen Sterbenden Aufenthalt in Hospiz

Beitrag von Benutzer 1685 gelöscht »

Hallo Johannes,

aber Johannes du glaubst doch nicht wirklich, dass es zuhause nur Geborgeheit und Liebe gibt. Auch in früheren Jahrhunderten nicht.

Hast du vielleicht auch mal daran gedacht, dass es für diese Menschen, die ins Hospiz kommen, oft nach jahrelangem Kampf gegen die Krankheit ein Ankommen sein kann? Die Familie nicht belasten zu müssen ist für viele ein Geschenk. Ausserdem darf auch die Familie jederzeit den Gast im Hospiz besuchen.

Sophie



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johannes
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AW: Kassen versagen Sterbenden Aufenthalt in Hospiz

Beitrag von johannes »

@Sophie
du glaubst doch nicht wirklich, dass es zuhause nur Geborgeheit und Liebe gibt.
Habe ich das gesagt? Ich denke, nein.

Ja, heute brauchen wir auch Hospiz-Plätze. Aber warum? Was wird dort mit den Sterbenden gemacht? Soweit ich Einblick nehmen durfte wird dort das gemacht, was in viel früherer Zeit in einer Familie passierte - mit einem gravierenden Unterschied: In der Familie waren Menschen da, mit denen der Sterbende ein ganzes Leben geteilt hat, Freude und Leid, Liebe, Hass und Versöhnung, Gesundheit und Krankheit und so vieles mehr.

Das versucht man im Hospiz in dieser letzten Phase des Lebens zu ersetzen durch Fremde, mit denen den Sterbenden nichts verbindet, deren Mitleid (Mitleiden) lediglich beruflicher Natur ist. Keine Frage, daß die Hospizmitarbeiter PROFESSIONELL arbeiten. Keine Frage, daß sie sich Mühe geben, eine angenehme Atmosphäre zu schaffen. Keine Frage, daß sie sich bemühen, auf den Sterbenden einzugehen.

Wie aber kann ein Fremder sich in jemand hineinversetzen, von dem er doch so wenig weiß? Wie kann ein Fremder verstehen, was man denkt und fühlt, wenn er ihn nicht in seinen Siegen und Niederlagen begleitet hat? Wie kann ein Fremder die Freude oder Trauer nachvollziehen, die sich im Inneren des Sterbenden abspielt? Was weiß ein Fremder von den Wünschen, Fragen, ungeklärten Situationen im zwischenmenschlichen Bereich, wenn er nie einen Einblick in das Wechselspiel dieses bestimmten Lebens genommen hat? Wie sollte es auch anders sein? Was verbindet die Hospizmitarbeiter denn mit dem Sterbenden? Nichts, rein gar nichts! Außer seinem Beruf.

Vergiß bitte nicht die Überschrift dieses Treads, auf die ich eingegangen bin. Versuche, meine Ausführungen auf diesem Hintergrund zu verstehen. Vielleicht verstehst Du dann meine Ausführungen besser.


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Monchichi
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AW: Kassen versagen Sterbenden Aufenthalt in Hospiz

Beitrag von Monchichi »

Ich möchte weder zu Hause sterben,noch von Angehörigen gepflegt werden-weil ich die damit nicht belasten möchte und weil ich denen das auch nicht zutraue und auch nicht zutrauen möchte-um Himmels willen*lach,das fehlte mir noch*.
Wenn es bei mir soweit mal ist,dann bitte in einer Umgebung wo ich mich sicher fühle und das wäre da,wo Sterbeprofis sind,die genug Zeit für mich haben,die wissen,was zu tun ist,die mir Schmerzen und andere belastende Symptome lindern können und wo ich weiß,das ist deren Job,die machen es gerne und mit Herz,aber sie leiden nicht daran,wenn ich dann noch weiß,meine Angehörigen werden begleitet und gestützt-perfekt-...

Bei der Geburt meines Sohnes,ich wollte und konnte niemanden dabei haben aus der Familie,das hätte mich belastet,ich hätte ständig versucht,Rücksicht zu nehmen,hätte mir Sorgen um denjenigen gemacht,ich mußte alleine dadurch,aber natürlich mit Hilfe von Arzt und Hebamme,das gab mir Sicherheit,ich konnte schreien wie ich wollte und mich hängen lassen und weinen und jammern,hätte ich Begleitung zugelassen,es wäre für mich doppelte Qual gewesen*Grins*,bin halt ein rücksichtsvoller Mensch und möchte meine Lieben nicht belasten und genauso denke ich es mir mit meinem Sterben...

Es ist halt jeder anders...

LG-Monchi
Zuletzt geändert von Monchichi am So 11. Dez 2011, 23:14, insgesamt 1-mal geändert.


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johannes
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AW: Kassen versagen Sterbenden Aufenthalt in Hospiz

Beitrag von johannes »

Du hast Recht, Monchichi. Man traut dem anderen nichts zu, den man kennt - lieber Fremde in Anspruch nehmen. Man möchte dem anderen nicht zur Last fallen? Warum dann die Überschrift? Sagt sie nicht unmißverständlich, daß man sie in Anspruch nehmen will, die anderen?
Heimatlos, sind viele auf der Welt
Heimatlos, und einsam wie ich
Überall verdiene ich mein Geld,
Doch es wartet keiner auf mich.
Keine Freunde, keine Liebe,
Keiner denkt an mich das ganze Jahr.
Kein Zuhause, kein Glück,
wie es früher, früher einmal war.
Dieses Leben haben viele sich erwählt. Erst wenn es zu spät ist, begreifen sie, was sie aufgegeben, verloren haben. Dann kommt das, worauf ich in meinem Text Bezug genommen habe.

Kassen versagen Sterbenden den Aufenthalt im Hospiz!


Da kommt nicht: "Das habe ich ja so gewollt!" Nein, auf einmal werden andere verantwortlich gemacht für mein Schicksal.


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BeBe
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AW: Kassen versagen Sterbenden Aufenthalt in Hospiz

Beitrag von BeBe »

Hallo Johannes, da du dich so am "Versuchen" störst: Da ich auch ein eher bescheidener Mensch bin, habe ich mich so ausgedrückt. Tatsächlich gelingt uns dieser Versuch doch recht häufig. Es ist also ganz und gar nicht utopisch, Geborgenheit auch außerhalb von Familie zu vermitteln. Außerdem: Als Christ sehe ich auch "Fremde" als Brüder und Schwestern.

Aber neben der eigenen Bereitschaft zur Mitmenschlichkeit müssen eben auch die Rahmenbedingungen stimmen. Insofern gebe ich Sophie recht, dass jeder Schwerkranke und Sterbende, der es braucht, angemessene Zuwendung und Zeit erhält, und nicht nur der "amtlich" bestätigte Palliativpatient.



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Monchichi
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AW: Kassen versagen Sterbenden Aufenthalt in Hospiz

Beitrag von Monchichi »

Wer von fremden gepflegt werden möchte und in fremder Umgebug sterben möchte,der ist doch doch nicht unbedingt allein und heimatlos :) .

Der Grund warum ich so denke,ist ein ganz anderer,ich will die Familie nicht überfordern und habe auch zu hohe Ansprüche,ich bevorzuge die Profis,weil meine Familie das nicht kann,sie haben es nicht gerlernt :) .

Für meine Angehörigen ist das Thema sterben/Tod/Pflege ein Gebiet,daß ihnen Angst macht,womit sie sich nicht auskennen,was sie unheimlich belastet-sie haben keinen natürlichen Bezug zu diesen Themen,sie sind überfordert damit.

Aus Liebe und Rücksicht zu ihnen gehe ich lieber und sterbe in einem geborgenen Rahmen,der mir mit meinen Ansprüchen selber als pall Care Pflegerin gerecht wird,das Gefühl professionelle um mich zu haben,gäbe mir Sicherheit und vor allem weiß ich meine Lieben nicht allein,sondern begleitet.

Ich will sie nicht außen vor lassen bei meinem Sterben,sie sollen schon kommen und mich begleiten,aber halt nicht die Hauptaufgabe übernehmen und nicht allein mit ihren Sorgen und Ängsten da stehen-ich könnte beruhtigter sterben in einer entsprechenden Umgebung.

LG-MOnchi


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johannes
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AW: Kassen versagen Sterbenden Aufenthalt in Hospiz

Beitrag von johannes »

Nein, BeBe, ich störe mich nicht am "Versuchen". Ich habe es nur aufgegriffen im Zusammenhang mit "etwas wie".

Damit drücke ich aus, daß es um eine sogenannte zweite Garnitur - das Zweitbeste -geht, die die erste Garnitur - das Beste - ersetzen soll. Ja, ich bin überzeugt davon, daß das Zweitbeste nicht das Beste ersetzen kann, darum nannte ich es eine Utopie, wenn man glauben würde, das könnte gelingen.

Du sagst, Du bist Christ. Dann wird Dir das Wort Jesu von dem Hirten und dem Mietling nicht unbekannt sein.


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johannes
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Beitrag von johannes »

@ Monchichi

Es gibt Pflegeprofis und solche, die sich mit Schmerzen auskennen, keine Frage. Aber Sterbeprofis - die gibt es nicht!

Wenn Du bei Fremden sterben willst - was spricht dagegen? Aus meiner Sicht nichts!

Wenn Du Deine Familie - so Du eine hast - außen vor lassen willst - was spricht dagegen? Aus meiner Sicht nichts.

Ob es die Familie nicht belastet, wenn sie ausgeschlossen wird aus Deinem Leben - hier Deinem Sterben - das erfährst Du nur von ihr. Ja, es gibt Menschen, die nichts dabei empfinden, wenn sie ausgegrenzt werden aus elementaren Erlebnissen und Abschnitten eines Lebens. Es mag sogar sein, daß dieser Kreis immer größer wird. Das ist der Entwicklung des modernen Menschen geschuldet.

Aber noch ist es nicht "normal!" Noch überwiegt die Anteilnahme am Leben eines Menschen, den man ein Leben lang begleitet hat. Auch wenn dies immer seltener selbstverständlich ist.

Du sprichst von Liebe und Rücksichtnahme - ich sehe das etwas anders. Wer liebt, schließt nicht aus, läßt Nähe zu. Eine Fähigkeit, die wohl immer mehr verloren geht. Professionelle Pflege und Schmerzmanagement kann sehr wohl auch innerhalb der Familie wahrgenommen werden - dazu braucht es kein Hospiz.

Ich muß in diesem Zusammenhang noch einmal auf die Überschrift verweisen. Hier wird ein Vorwurf erhoben gegen die Gesellschaft, die nichts mir dem Sterbenden gemeinsam hat, aber zur Kasse gebeten werden soll. Wie Du in Deinem letzten Beitrag zum Ausdruck bringst, soll die Familie dabei außen vor bleiben - Fremde sollen leisten. Das ist Inhalt dieses Themas.

Auch wenn eine Gesellschaft sich unumkehrbar verändert haben sollte - der Blick auf die Ursachen macht erst deutlich, daß etwas in eine Richtung gelaufen ist, die so nicht beabsichtigt war. Darauf waren meine Überlegungen ausgerichtet.
Ich will sie nicht außen vor lassen bei meinem Sterben,sie sollen schon kommen und mich begleiten,aber halt nicht die Hauptaufgabe übernehmen und nicht allein mit ihren Sorgen und Ängsten da stehen-ich könnte beruhtigter sterben in einer entsprechenden Umgebung.
Aus diesem Grunde laden wir gezielt die Angehörigen ein, unseren Bewohner auf seinem letzten Weg zu begleiten. Wir sind darum bemüht dieses letzte Stück Familie in dieser Situation weiter zu pflegen - wie dies auch im Hospiz geschieht, wenn ich Deine Worte richtig verstanden habe.

Wir können und wollen Familie nicht ersetzten, bestenfalls ergänzen. Nach wie vor ist die Familie die Keimzelle eines Staates. Ich hoffe, daß das noch eine Weile so bleiben wird.


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