Ich möchte einmal auf folgenden Satz Bezug nehmen
ist es nicht in erster Linie schonmal traurig, dass wir viel, viel zu wenig Hospizplätze haben?
Müssen wir nicht schon viel weiter zurück gehen, wenn wir von Traurigkeit sprechen?
Ist es nicht traurig, daß es kaum noch Familien gibt, in denen gelebt wird?
Ist es nicht traurig, daß selbst die Menschen keine Zeit mehr füreinander haben, unter denen es verwandtschaftliche Bindungen gibt?
Ist es nicht traurig, daß Mensch - sein wie ein Industrieprodukt behandelt wird?
- Das Werden eines Menschen geschieht immer seltener in der Geborgenheit einer Familie - viele kennen nur ihre Mutter, weil der Vater sich vor der Verantwortung drückt, weil die Mutter keinen Vater zulassen will und viele andere Gründe
- der nächste Schritt ist die Krippe - in der "Fremde" die ersten Jahre dieses Menschen begleiten - nicht die Familie
- es folgt der Kindergarten - erneut fremde Menschen, sowohl als "Erzieher" wie auch als "Geschwister", aber nicht die Familie
- schließlich geht es in die Schule - der nächste Wechsel, am Besten in die Ganztagesschule, damit die berufliche Laufbahn nicht unterbrochen wird
Der Mensch wird erwachsen und die Eltern haben fast nichts davon mitbekommen. Der heranreifende Mensch hat nie erfahren, was Geborgenheit, Sicherheit, zu Hause ist. Und doch ist er auf der Suche, er weiß nicht wo er anfangen soll, weil er nach etwas ihm Unbekanntem sucht. In der Ellenbogengesellschaft ist er nur ein kleines Rädchen, das sich mitdrehen muß, will es nicht untergehen.
Wenn dieser Mensch alt wird, tritt mit aller Macht die Einsamkeit zutage. Ich brauche Hilfe - doch es ist niemand da. Ja, nicht alles kann man für Geld kaufen. Das wird dann deutlich. Doch es fragt kaum einer, wie es dazu kommen konnte. Nein!
Jetzt sollen wieder Fremde für einen angenehmen Lebensabend sorgen, schließlich hat man ja in eine "Sozialkasse" eingezahlt. Am Ende soll die Gesellschaft, die doch jedem fremd ist, für ein "menschenwürdiges" Sterben sorgen. Der Kreis schließt sich.
Erst beraubt sich der Mensch dessen, was Leben ausmacht und fordert es ein, wenn es zu spät ist. Wir wollten Wohlstand für alle - wir bekamen Einsamkeit und Unverständnis, Hilflosigkeit und Hoffnungslosigkeit.
Wenn überhaupt, hilft nur ein Umdenken. Nicht das Streben nach Schönheit, Macht und Wohlstand macht Leben aus, sondern Bescheidenheit, Hinwendung zum anderen, Geborgenheit und ein Zuhause.
Es mag traurig sein, daß es so wenig Hospizplätze gibt. Es gibt aber etwas, das ist um ein Vielfaches trauriger! Der Mensch hat sein Zuhause verloren, ein Vaterhaus. Vielleicht besinnen wir uns gerade jetzt in der Adventszeit darauf, daß da jemand ist, der nur darauf wartet, daß wir wieder in die Geborgenheit eines Vaterhauses zurück kehren.
Das meint Johannes