Plötzliche Mehrkosten bei der Pflege ???

Bietet pflegenden und betreuenden Angehörigen die Möglichkeit, Erfahrungen auszutauschen, Unterstützung bei Konflikten mit Heimen oder ambulanten Pflegediensten oder fachkundigen Rat in speziellen Fragen zur Pflege und Betreuung.
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jnuernbe
Beiträge: 7
Registriert: Mo 27. Apr 2015, 16:08

Plötzliche Mehrkosten bei der Pflege ???

Beitrag von jnuernbe »

Ein herzliches Hallo an alle Teilnehmer dieses Forums.
Ich als neuer Teilnehmer, möchte hier nun gleich eine Frage loswerden.

Aber vorab erst mal etwas allgemeines warum ich hier gelandet bin.
Ich, 52 Jahre jung betreue seit 13 Jahren meine liebe Tante, nachdem ihr Gatte verstorben war.
Unser Verhältnis war und ist ausgezeichnet und von vollstem Vertrauen geprägt.
Daher resultierte auch das Entstehen einer notariellen Generalvollmacht für den späteren Ernstfall.

Dieser ist leider früher als erwartet eingetroffen: Vor ungefähr 5 Jahren bemerkten wir, dass Tantchen sich immer merkwürdiger verhielt. In Ihrer Wohnung wurde es immer schmutziger, auch das Thema Hygiene wurde immer komplizierter. Wir organisierten alles Mögliche um Ihr Zuhause so lange wie möglich zu erhalten: Pflegedienste, welche sich um Insulingabe kümmerten, Essensservice, sowie Putzhilfen wurden um sie herum organisiert. Nur mit der Hygiene klappte es nicht mit externer Hilfe; da durfte nur ich persönlich für Sauberkeit sorgen.
OK, schließlich wurde das Thema immer schlimmer, sodaß Neurologen einen Demenztest durchführten. Das Ergebnis war erschreckend: von 10 möglichen erreichbaren Punkten konnte Sie nur einen erreichen. :eek:
Der leider immer häufige notwendige Einsatz der Feuerwehr brachte mich leider dazu, meine liebe Tante in einer Einrichtung unter zu bringen. Wir haben uns in Berlin 9 Einrichtungen angesehen, wobei wir letztendlich bei einer Einrichtung den besten Eindruck hatten.
Ulkiger weise ist das auch kein direktes Pflegeheim, sondern eine Einrichtung wo man ein Zimmer mietet, das Putzpersonal mietet, die komplette Verpflegung mietet, sowie die Pflege der person mietet.
Also mehrere Verträge für verschiedene Dinge.
So nun zu meiner Frage:
Der Pflegeanteil meiner Tante beträgt seit einem Jahr zwischen 760.-€ und 950.-€ je nach Monat unterschiedlich.
Dieser setzt sich aus diesen LK2, LK4, LK7a, LK7b,LK11a,LK11b,LK12,LK14,LK15 zusammen. Diese Leistungen lagen bis zum Jan.2015 konstant parallel beieinander (so um die 25 Einheiten). Bis auf die LK7b, welche sich ab Februar von im Schnitt von 25 Einheiten auf 67 Einheiten erhöhte. Das sind Mehrkosten von bis zu 450.-€ pro Monat mehr!!
Zu bemerken ist auch, daß seit Weihnachten 2014 die Hygiene im Zimmer meiner Tante untragbar war. Wenn man den Raum betrat, kam eine Wolke von Urin- und Kotgeruch entgegen. Da wir das nicht weiter hinnehmen wollten, haben wir vermehrt mit der Pflegeleitung Kontakt aufgenommen, welche auch Besserung versprach. Auffällig war jedoch, daß dieser Zustand Personalabhängig war (ist). Einmal fand ich bei einem Besuch im Zimmer eine benutzte (Kot) Einlage, welche im Zimmer von meiner Tante zerteilt und auch verteilt wurde. Auf meine bitte hin das in Ordnung zu bringen, wurden hier nur die Fetzen zusammengefegt. Auf meine Frage hin das mal sauber zu wischen, wurde mir gesagt , da wäre das Putzpersonal zuständig; die sind aber am WE nicht da.
Also ich bin ja bereit für eine Mehrleistung auch mehr zu zahlen, aber ich erkenne hier keine Konstante beim Personal. Warum soll hier mehr bezahlt werden, wenn das Personal das so unterschiedlich in den Griff bekommt?
Was ist Eure Meinung?

Danke und Gruß
Jörg



Melodie88
Beiträge: 52
Registriert: Mi 5. Sep 2012, 23:13

AW: Plötzliche Mehrkosten bei der Pflege ???

Beitrag von Melodie88 »

Hallo.
Was sagt den die pflegedienstleitung zu den Mehrkosten?
Das ist üblich im pflegedienst dass alle Tätigkeiten extra bezahlt werden.

Eigentlich müssten alle pk die gleiche Arbeit verrichten wie es auch vertraglich vereinbart wurde. Auch eine pk kann die Müll weg räumen oder weg bringen dies muss nicht eine Putzfrau machen nur muss dieses extra abgerechnet werden aber es ist immer alles vertraglich geregelt.

Wieso variieren die kosten? Du hast doch bestimmt ein Vertrag?



stormrider
Beiträge: 218
Registriert: Sa 1. Jul 2006, 15:34

AW: Plötzliche Mehrkosten bei der Pflege ???

Beitrag von stormrider »

So wie du das schilderst, ist deine Tante nicht in einem Pflegeheim sondern in einer Art betreutem Wohnen wo sie jede einzelne pflegerische Leistung separat bezahlen muß.

Bei LK7b handelt es sich um Unterstützung beim Toilettengang einschl. an und Auskleiden und Intimpflege. Vermutlich ist deine Tante inkontinent geworden und es werden zusätzliche Aktionen notwendig.
67x in einem Monat abgerechnet heißt, dass man bei 30 Tagen 2x tägl. Unterstützung beim Toilettengang erfolgt ist und an 7 weiteren Tagen noch 1x zusätzlich.

67x klingt im ersten Moment viel, wenn man aber bedenkt, was für eine aufgabe dahinter steckt ist das doch sehr wenig. Wenn deine Tante mittlerweile grundsätzlich Hilfestellung beim Toilettengang benötigt, ist es kein Wunder, dass Geruchsprobleme auftauchen.

Ich denke, das Angebot, welches ihr dort wahrnehmt, passt einfach nicht mehr auf den Bedarf deiner Tante. Angenommen sie braucht real 5x tägl. Hilfe zum Toilettengang, dann sind das in 30 Tagen 150 Abrechnungen.

Da wäre es sinnvoller, wenn deine Tante in einem Heim untergebracht wird, wo nicht jeder einzelne Handgriff abgerechnet wird. Müßte man sich mal gegenrechnen lassen. der Heimaufenthalt an sich ist vermutlich deutlich teurer, aber das relativiert sich sicher, wenn man bedenkt, dass die Einsätze immer mehr zunehmen.

Laßt euch da mal beraten.



jnuernbe
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AW: Plötzliche Mehrkosten bei der Pflege ???

Beitrag von jnuernbe »

Wir haben am Montag einen Termin bei der Pflegeleitung.
Danke für Eure Antworten, die helfen mir schon ein wenig weiter.
Ihr habt das richtig erkannt, es handelt sich tatsächlich um eine Einrichtung mit WG-Charakter + Tagespflege.
Die Inkontinenz ist nicht wirklich schlimmer geworden, Sie war schon von Anfang an da. Nur vor einem Jahr war das Haus nur zu 50% besetzt. Ich habe nicht das Gefühl, daß ausreichend Personal nachgeschoben wurde.

Desweiteren habe ich, als ich noch die Pflege übernommen hatte, überwiegend mit Windeln gearbeitet. Hier in der Einrichtung wird auf Einlagen geschworen.
Bei Windeln könnte man das Gewechsel auf einmal am Tag begrenzen, oder?

Ich gehe voll mit, wenn mehr Arbeit geleistet wird. Aber nicht wenn das Personalabhängig ist.

Kann ich eigentlich die Mehraufwendungen ablehnen?

Gruß Jogi



Sa-Biene
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AW: Plötzliche Mehrkosten bei der Pflege ???

Beitrag von Sa-Biene »

Nein, geschlossene Vorlagen müssen genauso gewechselt werden. Der Beschreibung nach hantiert deine Tante außerdem selbst mit den Vorlagen und verteilt alles. Auch das würde sich mit geschlossenen Systemen vermutlich nicht bessern - Pants könnte man noch probieren, vielleicht akzeptiert sie die eher. Die Inkontinenz ansich kann sich zu dem im Laufe der Zeit verschlimmern, so dass jetzt einfach häufiger Toilettengänge notwendig sind.


Wenn du Mehrafwendungen ablehnst, werden sie nicht erbracht, damit wird sich aber das Problem nicht lösen.
Deine Tante scheint der Beschreibung nach ein Mehr an Betreuung und Beaufsichtigung zu benötigen, das in einer Einrichtung für betreutes Wohnen nicht erbracht werden kann.



stormrider
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AW: Plötzliche Mehrkosten bei der Pflege ???

Beitrag von stormrider »

[quote=""jnuernbe""]Bei Windeln könnte man das Gewechsel auf einmal am Tag begrenzen, oder?

Ich gehe voll mit, wenn mehr Arbeit geleistet wird. Aber nicht wenn das Personalabhängig ist.

Kann ich eigentlich die Mehraufwendungen ablehnen?[/quote]
Ich verstehe deine Gedankengänge nicht. Es wurden im Schnitt 2,2 mal pro Tag die LK7b abgerechnet. Das heißt, dass deine Tante 2,2 mal am Tag auf der Toilette war. wobei am Tag 24 Std. bedeutet. Was bitte willst du da ablehnen?

Wenn die Tante es nicht mehr schafft, alleine auf die Toilette zu gehen, braucht sie normalerweise viel mehr Hilfe, denn die wenigsten Menschen gehen in 24 Std. nur 2,2x zur Toilette.

Du kannst dich natürlich darüber beschweren, dass das Personal seinen Pflichten nicht nachkommt. Aber dann willst du die geleistete Arbeit auch nicht bezahlen?

Also was bitte willst du?

Entweder bekommt die Tante Hilfe wenn sie sie benötigt, oder sie bekommt keine Hilfe, weil das nicht bezahlt werden kann. Dann muß die Tante in einem Heim untergebracht werden, wo andere Strukturen herrschen.

Hier wird nicht jede Leistung einzeln abgerachnet. Alelrdings ist das mit großer Wahrscheinlichkeit deutlich teurer als die jetzige Lösung. wäre aber vermutlich angebracht nach den jetzt herrschenden Problemen.



Sa-Biene
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AW: Plötzliche Mehrkosten bei der Pflege ???

Beitrag von Sa-Biene »

Übrigens hat auch die Pflegekraft richtig reagiert was das Reinigen der Wohnung betrifft - diese Leistung ist nicht täglich gebucht und hätte dann extra abgerechnet werden müssen...

Die Rechnung ist eigentlich ganz simpel - je häufiger eine Leistung erbracht werden muss, um so häufiger muss sie auch bezahlt werden. Und das ist völlig unabhängig von der Personaldecke.



jnuernbe
Beiträge: 7
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AW: Plötzliche Mehrkosten bei der Pflege ???

Beitrag von jnuernbe »

Danke für die rege Beteiligung.
Was ich will, ist daß es meiner Tante gut geht. Das steht absolut im Vordergrund.
Vor einem Jahr haben wir in meine Tante in dieser Residenz einquartiert.
Belegung 50%. Die Demenz war auch in Richtung Hygiene bereits sehr fortgeschritten. Das war der Pflegeleitung bekannt, und im Vertrag sind auch einsprechende Leistungen vereinbart worden.
Mein Problem: Ich habe das Gefühl, daß diese Leistungen, bedingt durch 100% Belegung des Hauses, sowie noch schwerer betroffene Patienten nicht mehr in gleichen Maße erbracht werden, wie vorher.
Warum soll ich nun mehr zahlen? Damit dieses Manko des Hauses ausgeglichen wird?
Ich wiederhole mich hier erneut: dieser Zustand ist Personalabhängig!
Im Anhang habe ich mal eine Verteilung der Pflegepositionen von Jan - Mai (Kostenvoranschlag) angefügt. Dort sieht man wie sich die kosten in den letzten 3 Monaten entwickelten.

L.G.
Jörg
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jnuernbe
Beiträge: 7
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AW: Plötzliche Mehrkosten bei der Pflege ???

Beitrag von jnuernbe »

[quote=""Sa-Biene""]Übrigens hat auch die Pflegekraft richtig reagiert was das Reinigen der Wohnung betrifft - diese Leistung ist nicht täglich gebucht und hätte dann extra abgerechnet werden müssen...

Die Rechnung ist eigentlich ganz simpel - je häufiger eine Leistung erbracht werden muss, um so häufiger muss sie auch bezahlt werden. Und das ist völlig unabhängig von der Personaldecke.[/quote]


Interessante Antwort.
Wie kommt es dann, das die Kosten 8 Monate lang fast konstant waren?
Und ab diesem Jahr plötzlich langsam anstiegen, bis zum unverschämten Anstieg von fast 400.-€ mehr zwischen März und Mai?
Da haut doch was nicht hin!
Ich erinnere mich noch ganz genau vor Vertragsabschluß vor einem Jahr mit der Frage an die Geschäftleitung: mit was für weiteren Kosten muß ich rechnen? Antwort: Keine.
Diese Einrichtung wurde mehrfach vom medizinischen Dienst geprüft: Note 1.0

L.G.
Jörg



stormrider
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AW: Plötzliche Mehrkosten bei der Pflege ???

Beitrag von stormrider »

[quote=""jnuernbe""]
Sa-Biene;176306 hat geschrieben:Übrigens hat auch die Pflegekraft richtig reagiert was das Reinigen der Wohnung betrifft - diese Leistung ist nicht täglich gebucht und hätte dann extra abgerechnet werden müssen...

Die Rechnung ist eigentlich ganz simpel - je häufiger eine Leistung erbracht werden muss, um so häufiger muss sie auch bezahlt werden. Und das ist völlig unabhängig von der Personaldecke.

Interessante Antwort.
Wie kommt es dann, das die Kosten 8 Monate lang fast konstant waren?
Und ab diesem Jahr plötzlich langsam anstiegen, bis zum unverschämten Anstieg von fast 400.-€ mehr zwischen März und Mai?
Da haut doch was nicht hin!
Ich erinnere mich noch ganz genau vor Vertragsabschluß vor einem Jahr mit der Frage an die Geschäftleitung: mit was für weiteren Kosten muß ich rechnen? Antwort: Keine.
Diese Einrichtung wurde mehrfach vom medizinischen Dienst geprüft: Note 1.0[/QUOTE]
Weil sich der Zustand deiner Tante nicht verändert hatte? Unverschämter Anstieg? 2,2x Unterstützung beim Toilettengang innerhalb von 24h ist zuviel?

Was erwartest du? Du hast dieses Angebot gewählt wo jede einzelne Pflegeleistung separat abgerechnet wird. Das rechnet sich solange, wie der Pflegebedarf gering bleibt.

Bei Demenz bleibt der Pflegebedarf nicht konstant sondern steigt im Laufe der zeit an. Manchmal geschieht das auch sprunghaft.

Warum gibst du deine Tante nicht in ein Heim, wenn ihr Bedarf größer geworden ist?



Sa-Biene
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AW: Plötzliche Mehrkosten bei der Pflege ???

Beitrag von Sa-Biene »

Mhhh- also eigentlich sieht man an dieser Aufstellung genau das Gegenteil von Personalmangel... wäre der da, gäbe es keine häufigere Abrechnung von LK7b - weil das Personal gar nicht so oft nachschauen würde.


Kosten bleiben in der ambulanten Versorgung solange konstant wie sich der Pflegeaufwand nicht ändert.
Das heißt im Umkehrschluss, wird nicht mehr Leistung verlangt als gebucht, gibt es auch keine zusätzlichen Kosten.
Auch versteckte Kosten gibt es nicht, dass etwa zusätzlich plötzlich noch die Rohrreingung bezahlt werden muss (nur ein Beispiel), weil die turnusmäßig gemacht wird, aber nicht vom eigentlichen Vertrag abgedeckt ist.


Der Pflegebedarf eines alten Menschen bleibt selten bis zum Schluss konstant und kann sich manchmal sehr schnell stark verändern. Dieses Mehr an Pflege kostet nun mal Geld.


Wenn bei uns im ambulanten Dienst jemand eine Teilpflege gebucht hat, dann muss auch nur diese Teilpflege bezahlt werden. Kommt dann eines Tages noch Unterstützung bei Ausscheidung dazu, wird die zusätzlich in Rechnung gestellt - und müssen wir dann sogar noch ein zusätzliches Mal zum Patienten, wird das eben auch noch aufgeschrieben und abgerechnet.


Anders läuft das im betreuten Wohnen auch nicht. Ihr habt einzelne Module gebucht, LK11b z.B. ist normalerweise 2x wöchentlich.



Welche Pflegestufe hat denn die Tante?



stormrider
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AW: Plötzliche Mehrkosten bei der Pflege ???

Beitrag von stormrider »

[quote=""Sa-Biene""]Mhhh- also eigentlich sieht man an dieser Aufstellung genau das Gegenteil von Personalmangel... wäre der da, gäbe es keine häufigere Abrechnung von LK7b - weil das Personal gar nicht so oft nachschauen würde.[/quote]
So sehe ich das auch. Deine Tante braucht mehr Unterstützung und da jede einzelne Leistung separat abgerechnet wird, steigen natürlich entsprechend die Kosten.

Das die Kosten abhängig sind vom Bedarf ist doch sicher einleuchtend. Die Heimleitung hat sicher nicht gemeint, dass die Kosten niemals steigen werden, denn das ist abhängig vom Krankheitsverlauf und den kann niemand voraus sehen.

Du hast für deine Tante kein Konzept gebucht, wo die Pflege pauschal komplett abgedeckt ist. Du mußt jede einzelne Leistung separat bezahlen und irgendwann rechnet sich das nicht mehr, weil der Pflegebedarf für so ein Modell viel zu hoch ist.



jnuernbe
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AW: Plötzliche Mehrkosten bei der Pflege ???

Beitrag von jnuernbe »

@ stormrider:

Deine Frage warum die Tante nicht in ein Heim gebracht wird, beantworte ich wie folgt:

Seit 4 Jahren ist leider auch meine Mutter in NRW in einem Heim wegen starker Demenz untergebracht. Ich sehe sie nicht oft (meine Schwester ist vor Ort), aber mir gefällt die Art der Unterbringung dort nicht: Dort sitzen z.B.: alle Patienten gemeinsam immer am großen Tisch ob sie wollen oder nicht.
Das gleiche habe ich in Berlin-Steglitz beobachtet, wo der Schwager meiner Tante mit starker Demenz untergebracht ist. Das sind waschechte Pflegeheime.
Auch bei der Auswahl der Unterbringung sind wir immer wieder auf diese "Gemeinsamkeit" gestoßen, welche für Tantchen unangebracht waren.
Sie kann diesbezüglich noch selber entscheiden, ob sie an Gemeinsamkeiten teilhaben möchte oder nicht. Das ist in der aktuellen Unterbringung freiwillig und wird ggf. animiert.
Sie hat Ihr neues Zuhause akzeptiert, und das soll auch so bleiben.

Ich habe so das Gefühl, das Du mich hier irgendwie falsch einschätzt.
Das entnehme ich so aus Deinen Fragen.
Mir ist klar, wenn mehr Leistungen erbracht werden müssen, daß diese auch honoriert werden müssen.
Mir WAR nicht klar, das plötzlich scheinbare konstante Leistungen (LK7b) durch mangelnde Hygiene in den Vordergrund gerückt werden, um dann das Problem mit mehr Leistungen (höhere Kosten) wieder gerade zu rücken.
Die Geschäftsleitung hatte bei Vertragsabschluß eine stetige Erhöhung verneint.

Aus eurer Erfahrung konnte ich nun entnehmen, daß es durchaus normal ist, bei fortschreitender Demenz auch Sprünge geben kann.

Um diese Infos zu erhalten, habe ich mich ja an das Forum gewandt.

L.G.
Jörg



jnuernbe
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AW: Plötzliche Mehrkosten bei der Pflege ???

Beitrag von jnuernbe »

@ Sa-Biene
Tja, die Pflegestufe.
Als Tantchen noch zu Hause war, haben wir 3 Anläufe benötigt, um die Stufe1 zu bekommen.
Damit ist Sie dann eingezogen, und 2 Monate später bekam sie dann völlig unkompliziert die Stufe2.
Demenz ist was schreckliches. Tantchen scheint noch vieles mit zu bekommen. Z.B.: erkennt sie mich und meine Fam. noch. Auch das die anderen ja total bekloppt sind; flüstert sie mir manchmal zu. Aber sie bekommt eben keine Sätze mehr zusammen, die Inkonzinenz, und die Unfähigkeit aus eigenem Antrieb was zu Essen oder zu tun, prägen ihr Dasein.
Traurig.

L.G. Jörg



stormrider
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AW: Plötzliche Mehrkosten bei der Pflege ???

Beitrag von stormrider »

[quote=""jnuernbe""]Die Geschäftsleitung hatte bei Vertragsabschluß eine stetige Erhöhung verneint.[/quote]
Das dies aber nur für den aktuellen Zustand gilt, müßte auch einem Laien klar sein. Gerade bei dem von dir gewählten Modell sind die Kosten direkt verbunden mit dem jeweiligen Bedarf, der unweigerlich steigt, bei Verschlechterung des Zustandes. Und hier ist eine Verschlechterung nicht zu verhindern. Und irgendwann wird dieses Modell vermutlich zu teuer.

[quote=""jnuernbe""]Aus eurer Erfahrung konnte ich nun entnehmen, daß es durchaus normal ist, bei fortschreitender Demenz auch Sprünge geben kann.[/quote]
Genauso ist es.

Es gibt auch Heime, wo die Betroffenen ihre eigenen Interessen noch umsetzen können. Normalerweise wird niemand gezwungen an Aktivitäten teilzunehmen. Für mich wäre es Grundbedingung, dass der Betroffene zu keinen Aktivitäten gezwungen wird. Das sollte man deutlich kommunizieren. Ich kenne auch diesen Zwang nicht. Es wird zwar angeboten aber niemand wird gezwungen.



jnuernbe
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AW: Plötzliche Mehrkosten bei der Pflege ???

Beitrag von jnuernbe »

[quote=""stormrider""]
Das dies aber nur für den aktuellen Zustand gilt, müßte auch einem Laien klar sein. [/quote]
Das sehe ich anders. Als wir zu Hause einen Pflegedienst organisiert hatten, sind die Kosten auch nicht gestiegen, obwohl der Zustand sich stufenweise verschlechtert hat. Es wurde auch damals nirgenswo richtig erklärt, wie dieses System aufgebaut ist.
Und leider ist nun mal nicht jeder im Bereich Pflege beruflich unterwegs.
Aber dazu ist ja dieses Forum gut, damit man dazu gewinnen kann. :)


[quote=""stormrider""]
Es gibt auch Heime, wo die Betroffenen ihre eigenen Interessen noch umsetzen können. Normalerweise wird niemand gezwungen an Aktivitäten teilzunehmen. Für mich wäre es Grundbedingung, dass der Betroffene zu keinen Aktivitäten gezwungen wird. Das sollte man deutlich kommunizieren. Ich kenne auch diesen Zwang nicht. Es wird zwar angeboten aber niemand wird gezwungen.[/quote]

Auch das sehe ich anders. Es geht hier auch gar primär um gemeinsame Aktivitäten, sondern beginnend bei der Einnahme des Essens.
Da meine Tante nun mal ihre Umgebung noch sehr wohl wahrnehmen kann, und anderere Patienten leider schon fortgeschritten sind (schreiend, brüllend, agressiv, sabbernd...) möchte diese das nun mal nicht immer mit ansehen müssen. Das funktioniert in dieser Einrichtung, Individualtiät geht bis zu einem gewissen Grade noch.
In den anderen von mir erwähnten Einrichtungen wird das so NICHT praktiziert. Das sitzen beim essen alle am Tisch.

L.G.
Jörg



stormrider
Beiträge: 218
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AW: Plötzliche Mehrkosten bei der Pflege ???

Beitrag von stormrider »

[quote=""jnuernbe""]Das sehe ich anders. Als wir zu Hause einen Pflegedienst organisiert hatten, sind die Kosten auch nicht gestiegen, obwohl der Zustand sich stufenweise verschlechtert hat. Es wurde auch damals nirgenswo richtig erklärt, wie dieses System aufgebaut ist.
Und leider ist nun mal nicht jeder im Bereich Pflege beruflich unterwegs.
Aber dazu ist ja dieses Forum gut, damit man dazu gewinnen kann. :) [/quote]
Ich verstehe deine Denkweise nicht so ganz. Wenn die Tante zuhause betreut wird, übernehmen die dortigen Familienangehörigen doch einen Teil der Pflege. Der Pflegedienst übernimmt klar begrenzte Aufträge. Toilettengänge z.B. macht er nicht, bzw. nur nach klarem Auftrag und nicht nach Bedarf. Da bleiben die Kosten natürlich im gleichen Rahmen.

Die Angehörigen haben hier kompensiert. Sobald aber jemand nicht mehr im häuslichen Umfeld ist, muß die jeweilige Pflegeeinheit alle anfallenden Leistungen erbringen. Demzufolge können auch die Kosten steigen wenn mehr Arbeit zu leisten ist. Das hat nichts mit pflegerischem Wissen zu tun, sondern mit etwas kaufmännischem Denken was jeder Mensch haben sollte. Das sich ein Krankheitszustand verschlechtern kann, weiß man auch ohne pflegerisches Wissen. Und gerade bei Demenz kann der Bedarf enorm hoch sein.

[quote=""jnuernbe""]Auch das sehe ich anders. Es geht hier auch gar primär um gemeinsame Aktivitäten, sondern beginnend bei der Einnahme des Essens.
Da meine Tante nun mal ihre Umgebung noch sehr wohl wahrnehmen kann, und anderere Patienten leider schon fortgeschritten sind (schreiend, brüllend, agressiv, sabbernd...) möchte diese das nun mal nicht immer mit ansehen müssen. Das funktioniert in dieser Einrichtung, Individualtiät geht bis zu einem gewissen Grade noch.
In den anderen von mir erwähnten Einrichtungen wird das so NICHT praktiziert. Das sitzen beim essen alle am Tisch.[/quote]
Ich kann dir hier etliche Heime nennen, wo die Patienten das Essen auch auf ihrem Zimmer einnehmen können. Niemand muß da an Gemeinschaftsaktionen teilnehmen wenn er nicht will.

Allerdings wird das dann problematisch, wenn deine Tante ständige Aufsicht benötigt. Man kann nicht eine Pflegekraft nur zur Aufsicht 1 Person abstellen. Wenn man das nicht will, muß man eine Privatpflege organisieren.

Fakt ist, dir werden die Kosten bei ständig steigendem Pflegeaufwand davon laufen bei deinem jetzigen Konstrukt. Darüber solltest du dir Gedanken machen. Außerdem wird irgendwann der Zeitpunkt kommen, wo deine Tante ständige Aufsicht benötigt. Ich will hier jetzt keine Abhandlung darüber schreiben, zu was Demente alles fähig sind. Je nach körperlicher Fitness ist eine ständige Aufsicht oft nicht mehr zu verhindern. Ist dir das bewußt? Wie willst du das denn umsetzen?



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